Arbeitskräfte gesucht - wer sichert Wirtschaft und Wohlstand? | maybrit illner vom 02.02.2023

Dies ist ein Ausschnitt der "maybrit illner" Sendung vom 2. Februar 2023. Die ganze Sendung gibt es in der ZDF Mediathek: https://kurz.zdf.de/Fnw/

Vom Informatiker bis zum Kellner, von der Lehrerin bis zum Zeitungsboten - sie alle werden händeringend gesucht. In Deutschland herrscht mehr als nur Fachkräftemangel - die neue "Arbeiterlosigkeit" bedroht Wirtschaft und Wohlstand. Ein wesentlicher Grund dafür: Die Babyboomer gehen in Rente - auch mit 63.

Arbeitskräftemangel mit Automatisierung und Künstlicher Intelligenz bekämpfen? Ja, sagt Andrea Nahles, Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeit, und sieht optimistisch in die Zukunft. Sie hat damit in ihrer Organisation bereits begonnen: "Ich habe eine Dekade der Automatisierung ausgerufen. Nicht weil wir Personal einsparen wollen, sondern weil wir unsere Leistung mit weniger Personal erbringen müssen", so Nahles.

Mehr Flexibilität im Job fordert Sara Weber. Sie ist heute Autorin und bis vor Kurzem Redaktionsleiterin bei "LinkedIn" gewesen. Diese neue Flexibilität soll sich um Menschen und ihre Belange drehen und nicht als Flexibilität im Sinne von dauerhafter Erreichbarkeit verstanden werden. Es sei auch keinesfalls nur ein Problem der Jungen, ständig erreichbar sein zu müssen, so Weber.

Der Dachdeckermeister und Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, stimmt Weber bei mehr Flexibilität im Arbeitsalltag zu. Er betont jedoch auch, dass diese zu Problemen führen könne. Denn die Dienstleistung müsse trotzdem erbracht werden und das könne dann für Kund*innen schnell teuer werden, so Dittrich.

Ein neues Rentenmodell schlägt der stellvertretende Parteivorsitzende der Union, Carsten Linnemann vor - die sogenannte Aktivrente. Er würde für alle, die das gesetzliche Renteneintrittsalter erreichen und dann freiwillig länger arbeiten, das Arbeiten steuerfrei machen, so Linnemann.

Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der GF Hertie-Stiftung, schildert die anspruchsvolle Koordinierung von verschiedenen flexiblen Arbeitsmodellen. Die Vereinbarkeit aller Wünsche in einem Unternehmen sei nicht zu unterschätzen - dennoch sei es eine schöne Herausforderung, so Niejahr.

Die fehlende Berufsberatung in Schulen, vor allem Gymnasien, kritisiert die Vorsitzende der Grünen, Ricarda Lang. Fachkräftemangel müsse bereits in Schulen entgegengewirkt werden, durch entsprechende Angebote, die Schüler*innen nicht nur den akademischen Weg aufzeigten, sondern den, dass sie durch ein Handwerk auch Klimaschutz als Beruf machen könnten, so Lang.

Die Gäste der Sendung:
Andrea Nahles, Präsidentin Bundesanstalt für Arbeit
Carsten Linnemann, CDU, Stv. Vorsitzender, Programmkommission
Jörg Dittrich, ZDH-Präsident, Dachdeckermeister
Elisabeth Niejahr, GF Hertie-Stiftung, früher "Wirtschaftswoche"
Sara Weber, Autorin
zugeschaltet: Ricarda Lang, Bündnis 90/Die Grünen, Vorsitzende

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